Aus aktuellem Anlass ( 8. Mai/ 80 Jahre Kriegsende) habe ich eine Bildbetrachtung zu Guernica von Pablo Picasso vorbereitet. Diese Bildbetrachtung ist geeignet für die Klassen 5 und 6 , vielleicht auch für sehr geschichtsinteressierte 4. Klassen. Ich zeige den Kindern zunächst nicht das ganze Bild.
Einzelne Elemente habe ich ausgeschnitten, gescannt und an ungefährer Stelle positioniert.
Ohne Kommentar zeige ich das erste Bild.
Die Kinder äußern sich zu dem Bildelement, ich sammel die Bemerkungen ohne Kommentar.
Es wird hier ein Auge gesehen, eine Sonne, die Glühbirne erkannt.
Nun scrolle ich weiter, und das 2. Bildelement erscheint.
Der Stier wird nicht sofort erkannt. Die Perspektive ist schwierig, die Augen merkwürdig versetzt.
Ein Mischwesen aus Stier und Esel? Wieso ist das Ohr so verrutscht?
Dies nächste Figur beeindruckt die Kinder sehr. Manche erkennen das Pferd, andere glauben, dass es sich auch hier um verschieden zusammengestückelte Wesen handelt. Die Nase irritiert. Ist das Wesen aus Pappe zusamengesetzt oder Zeitungspapier? Die Kinder einigen sich zum Schluss, dass es sich doch um ein Pferd handelt. Es sieht sehr gequält aus.
So zeige ich in 9 Schritten die einzelnen Figuren des Gemäldes.
Ich gebe keinen Kommentar zum Bild oder zu den Äußerungen der Kinder.
Ich stelle lediglich Fragen:
Was fühlt das Pferd? Was verrät seine Haltung?
Wann erhebt man die Arme, wie die Figur oben rechts ( es kam :beim Beten, Ertrinken, Schreien)?
Was stellt der Mann und dem abgebrochenen Schwert da?
Alle Klassen haben den Ausdruck der Figuren verstanden.
Es geht um Leid, und Qual und Traurigkeit.
Es wurde erkannt, dass die Figuren teilweise gleichzeitig aus verschiedenen Perspektiven gemalt wurden und uns deshalb das Sehen und Erkennen erschwert wird.
Den Stil " Kubismus" habe ich nicht erwähnt, er wird später in dem Video vorkommen.
Ungefähr nach einer halben Stunde Gespräch habe ich das "Original"gemälde gezeigt und ca. 1 min stumm betrachten lassen. Jetzt wurde der Kontext teilweise deutlicher. Und weitere "Zusammenhänge" erkannt.
Die Flammen, die aus dem Haus züngeln, der Spieß, mit dem das Pferd verletzt ist, und, und und...
Man darf jedoch nicht vergessen, dass Picasso sich nicht zu den einzelnen Figuren geäußert hat.
Abert die Aussage des Bildes ist allen deutlich:
Es ist ein Bild gegen den Krieg mit einem klaren Focus auf die Opfer.
Und Opfer ist jeder in diesem Bild, auch der " Kämpfer" mit dem Schwert.
Nun erzähle ich die Geschichte von Guernica, wie das Gemälde entstanden ist, die geschichtlichen Hintergründe und die Auflage von Picasso, dass das Bild erst dann in Spanien gezeigt werden darf, wenn die Franco- Diktatur beendet und Spanien wieder ein freies Land ist. Leider hat Picasso dies nicht mehr erlebt.
Guernica ist ein zeitloses Manifest gegen jeden Krieg, Gewalt und Terror.
Leider aktueller denn je!
Das Gemälde zeigt wie Kunst in der Lage ist, eine monumentale Bildsprache zu schaffen die Allgemeingültigkeit hat und von jedem sofort verstanden wird.
Wer Interesse an der PDF Datei mit den einzelnen Bildelementen hat und einer Zusammenfassung zu den geschichtlichen Hintergründen und der vermutlichen Symbolik haben möchte, der kann sich gerne bei mir melden.
Die Kinder (eine 5. und eine 6. Klasse) fanden die Stunde - bis auf ein paar Ausnahmen ;-) ) sehr interessant.
Nach einer intensiven Betrachtung- und Besprechungsphase der Bilder von Dora Maar, durften die Schüler in Gruppen kopierte und vergrößerte Portraits (Frontal und Profil) von ihren Lehrern zerschneiden und die einzelnen Teile unter Vernachlässigung der Perspektive wieder zu einem neuen Portrait zusammensetzen. Dies machte den SchülerInnen, wie man sich denken kann, sehr viel Spaß und diente der Vorbereitung der eigenen Portraitcollage.
1. Doppelstunde: Bildbetrachtung Guernica, Pablo Picasso, 1937
Die Debatte über die Flüchtlingspolitik beherrscht unsere Medien. Täglich sehen wir Bilder von Menschen auf der Flucht. Doch woher kommen diese Kinder, Frauen und Männer, was hat sie zur Flucht gezwungen, was haben sie erlebt?
Um den Schülern die Gründe dieser aktuellen Flüchtlingswelle transparent zu machen und ihnen eine Ahnung von dem zu geben, was diese Menschen erlebt haben mögen, betrachten wir eines der berühmtesten Bilder von Picasso: Guernica. Es wurde von Picasso 1937 während des Spanischen Bürgerkrieges gemalt und zeigt die Schrecken eines Krieges sehr genau, vor allem das Leid der Opfer.
Ohne jegliche Vorinformationen betrachten die Schüler das Bild einige Minuten stumm. Es folgen erste spontane Äußerungen:
Das sieht aus, wie von einem Kind gemalt...,irgendwie brutal..., gehört der Fuß zu dem Körper?... sollen die Dreiecke Flammen sein?
Immer mehr Details des Bildes werden gesehen, besprochen diskutiert. Dabei sammele ich kommentarlos die Eindrücke. In der zweiten Phase der Betrachtung kommt es zur Interpretation. Was zeigt uns das Bild? Die Schüler begründen ihre Vermutungen. Allen ist klar, dass es in dem Bild um Gewalt geht, viele sind sich sicher, das Bild handelt von Krieg.
Nun erzähle ich die Geschichte zu Guernica. Dabei klären wir gemeinsam Begriffe wie Republik, Monarchie und Diktatur, was bedeutet Bürgerkrieg? Es ist das erste Mal in der Geschichte der Menschheit, dass es solch einen verheerenden Luftangriff auf eine zivile Bevölkerung gegeben hat und so viele unschuldige Menschen umgebracht wurden. Die baskische Stadt wurde durch die deutsche Luftwaffe zu 80% zerstört.
Nun bekommt die mit dem Pfeil angeschossene Taube eine ganz neue Bedeutung. Wen soll der Stier darstellen, was die Frau mit der Fackel? Zu lediglich zwei Figuren seines Bildes hat Picasso eine Erklärung abgegeben:
Der Stier symbolisiert General Franco und das Pferd, das gequälte spanische Volk. Alles andere ist Interpretationssache.
Der aktuelle Bezug zum syrischen Bürgerkrieg kommt von den Schülern selber und muss von mir erst gar nicht erwähnt werden.
Interpretationen, die von den Schülern genannt wurden:
Vogel: Verwundete Friedenstaube = Krieg
Frau mit Lampe: ähnelt der Freiheitsstatur, Lampe=Licht=Hoffnung
Mutter mit totem Kind: Maria mit dem Jesuskind
Blume in der Hand des Kriegers: Hoffnung
Annmerkung:
Das Wort " Glühbirne" heißt auf Spanisch "Bombilla", vielleicht eine Wort/Bildspiel Picassos im oberen Teil des Bildes, wo eine Glühbirne das Szenario beleuchtet?
Arbeitsauftrag:
Beurteilungskriterien:
Hintergrund:
Hast du durch deine Farbwahl und durch die Dynamik/ Lebendigkeit des Farbauftrages den Eindruck von Krieg und Frieden wiedergegeben?
Wortebene:
Hast du zahlreiche und passende Wörter zu Krieg und Frieden gefunden oder selber geschrieben?
+ Hast du die Wörter in einer besonderen Weise arrangiert und geklebt, so dass der Eindrck von Krieg und Frieden verstärkt wird?
Symbolebene:
Hast du aussagekräftige Symbole für Krieg und Frieden gefunden oder sogar selber gemalt?
Gesamteindruck des Bildes
Anke Kremer
Kunstlehrerin
Stechlinsee-Grundschule
Rheingaustraße 7
12161 Berlin
ankekremer@gmx.de