Zufallstechniken


Dem Zufall auf der Spur...

Aleatorische Verfahren in der Kunst

In der Kunst wird der Zufall als bildgebendes Element schon seit langer Zeit eingesetzt.

Max Ernst nutzte den Zufall, um seine "Angst" vor der weißen Leinwand und dem ersten Pinselstrich zu überbrücken. Er legte Papier auf die Holzdielen seiner Ferienwohnung. Mit einem Stück Kohle rieb er die Maserung durch und die zufällige entstehenden Strukturen inspirierten ihn zu seiner berühmten Bildserie Histoire naturelle

Ein Zufallssgenerator bestimmte die Anordnung der Farbtafeln auf Gerhard Richters Bild  4096 Farben, das Bild war Ideengebung zum Richter-Fenster im Kölner Dom.

Weitere Künstler, die den Zufall nutzen:

  • Niki de Saint Phalle--> Schießbilder
  • Jean Tingluey--> Meta Matic--> Zufallsbilder
  • Jackson Pollock--> Action Paining

Zu den aleatorischen Verfahren gehören:

  • Decalcomanie
  • Frottage
  • Decollage
  • Fumage
  • Grattage
  • (Monotypie)
  • ( Materialdruck)

Der Zufall ist die ideale Voraussetzung für die Kreativitätsförderung.

Die Ergebnisse von Zufallsstechniken lassen sich nur bedingt oder gar nicht vorhersehen. Dementsprechend reizvoll sind sie für Kinder.

Soll der Zufall im Kunstunterricht effektiv als Kreativitätsförderung eingesetzt werde, muss man nach Georg Peez folgende fünf Phasen berücksichtigen:

  1. Themeneingrenzung oder die Fokussierung einer Herausforderung bzw. eines Problems.Ohne Herausforderung--> Gefahr von Gleichgültigkeit und Desinteresse
  2. Prinzip Offenheit:  Auch Zulassen verrückter Ideen, Handlungen und Denkweisen, die den gesteckten Rahmen sprengen
  3. Inkubation: "Ansteckende" Suche nach einer Lösung, nach einer tragenden Idee. Betrachtung der bildnerischen Zufallssergebnisse unter einer Problemstellung/ Aufgabenstellung
  4. Illumination: Oft kommt die erhellende Idee/ der erhellende Einfall unvermittelt
  5. Verifikation: Die Idee wird zielgerichtet umgesetzt               

Unterrichtsbeispiele

Die Decalcomanie

Dieses französische Wort bedeutet " Abziehbild" .Die Decalcomanie ist ein künstlerisches Abklatscheverfahren. Man bestreicht ein Blatt Papier mit flüssiger Farbe und legt einen  Papierbogen oder eine Glasscheibe darauf.Dann schiebt man das Papier oder die Glasplatte hin und her und hebt sie ab. So entstehen Mamorierungen und fließende Farbverläufe.

Max Ernst ist einer der berühmten Künstler, der diese Zufallstechnik für seine großen Werke anwendete, indem er sich die abgeklatschten Farbflächen so lange ansah, bis er neue  Bilder und  Visionen darin erkannte.

Die Schüler benötigen für diese Technik Zeichenpapier mit einer glatten, nicht saugfähigen Oberfläche, wie sie z.B. alte Kalenderblätter haben. Die entstandenen Farbverläufe regen die Fantasie der Schüler ungemein an. Aufgabe ist es, mit einem Fineliner den Zufallsbildern fantastische Tiere und Menschen , Monster und andere skurrile Dinge zu entlocken! Der Fantasie kann man auf die Sprünge helfen, indem man Augen sucht..!


Fantastischer Urwald,geheimnisvolle Unterwasserwelt und der Zoo der kleinen Monster

Den Zufall gezielt nutzen ( Themeneingrenzung s.o.)

Zoo der kleinen Monster
Zoo der kleinen Monster

Am Anfang der Stunde werden die Kinder in 3er oder 4er Gruppen aufgeteilt.

Jede Gruppe wählt eine Nummer, also  die 1, die 2 oder die 3.

Erst danach wird die Aufgabenstellung bekannt gegeben:

Gruppen mit der Nummer 1:

Ihr sollt mit Hilfe der Decalcomanie einen Dschungel mit fantastischen Tieren und Pflanzen gestalten.

Die Tiere Pflanzen werden ausgeschnitten und auf einen Bildhintergrund in Dschungelfarben geklebt.

Gruppen mit der Nummer 2:

Ihr sollt mit Hilfe der Decalcomanie eine geheimnisvolle Unterwasserwelt mit fantastischen Tieren und Pflanzen gestalten. Die Tiere Pflanzen werden ausgeschnitten und auf einen Bildhintergrund in Unterwasserfarben geklebt.

Gruppen mit der Nummer 3:

Ihr sollt mit Hilfe der Decalcomanie einen wundersamen Zoo der kleinen Monstertiere gestalten. Die Tiere  werden ausgeschnitten und auf einen Bildhintergrund ( Gehege/ Käfige/ eingezäunte Gelände?) geklebt. 

Vielen Dank, liebe Emma, für die Idee zu dieser schöne Unterrichtseinheit!


Die Frottage

Der Begriff Frottage kommt von dem französischen Wort frotter, das heißt "reiben".Frottage ist eine Abreibetechnik für Bleistiftzeichnungen. Ein Blatt Papier wird über einen Gegenstand oder eine strukturierte Oberfläche gelegt. Dann reibt man mit einem weichen Bleistift vorsichtig über das Papier, so dass die Oberflächche sich auf das Papier überträgt.

Max Ernst war der Erste, der die Frottage künstlerisch einsetzte und weiterentwickelte.

Zu Beginn der Stunde präsentiere ich den Schülern eine Sammlung verschiedenster Dinge: Holzreste mit besonderer Maserung, Tapeten mit erhabenen Mustern, Legoplatten, Kämme, Maschendrahtreste etc. , ein weißes Blatt Kopierpapier und ein (weicher) Bleistift liegen auf dem Tisch. Was kann man mit diesen Dingen anstellen? Sollte kein Schüler die "Rubbel"technik nennen, lege ich eine Cent-Münze zu den Materialien. Spätestens jetzt, wird ein Schüler auf die Technik kommen und er wird aufgefordert, sie vorzumachen. Weitere  Kinder probieren die Abreibetechnik mit verschiedenen Materialien aus. Dabei beobachten und besprechen wir die verschiedene Stifthaltung. Welche ist am besten geeignet ( Pfötchengriff/ von oben)? Wieviel Druck ist nötig (mittlerer Druck, je nach Untergrund, sonst entstehen Löcher im Papier)? Was muss ich sonst noch beachten, damit die Struktur gut zu erkennen ist (enge Strichführung)?

Ich führe den Begriff der Frottage ein. Nun dürfen die Schüler mit dem Material experimentieren und auch im Klassenraum und auf dem Flur nach unterschiedlichen Strukturen suchen.

Arbeitsauftrag ist, möglichst viele verschiedene Strukturen zu finden und auf einem A4 Blatt zu sammeln.

Am Ende der Stunde betrachten wir die  Bilder und die Wirkung der Strukturen, wie gut sind sie zu erkennen und woran liegt dies?

(Kann auch als Zwischenreflexion stattfinden)

Nutze den Zufall!

Materialien: Strukturierte Materialien, Bleistifte  2B-8B,Kohle- und Graphitstifte

Ich zeige den Schülern Bilder von Max Ernst:

Die Libelle; Alles Vergessen; Muschelbau, Holzvogel und Augenfisch

Die Schüler erkennen, dass Max Ernst die Frottagetechnik gezielt verwendet hat, um bekannte aber auch fantastische Kreaturen zu schaffen. Wichtig! Es sind keine Umrisslinien zu erkennen! Max Ernst hat seine Figuren aus der Technik heraus entwickelt und nicht vorgezeichnet! Dies gilt auch für die Schüler, sie dürfen nun fantastische oder reale Tiere mit Hilfe der Frottage entstehen lassen.


Gepusteter Zufall-Welche Geschichte steckt in deinem Buch?

Kampf der Giganten von Paul
Kampf der Giganten von Paul

Fotokarton a3, Zeichenfedern in verschiedenen Breiten, schwarze Tinte,Pipette, Strohhalm Tipp-ex, Bleistift, Zeichenvorlagen, evtl. Lineal zum Ausmessen der Mitte

Dieses Unterrichtsthema ist der Abschluss einer Einheit, in der wir uns mit Zufallstechniken beschäftigt haben.

Die Unterrichtseinheit  war wie folgt aufgebaut:

1. Die Frottage- Kennenlernen der neuen Technik

2. Die Rubbel-Ralley- Mit Hilfe der Frottage ein Suchspiel für eine andere Gruppe entwerfen ( siehe unter Schau genau)

3. Die Decalcomanie

4. Wir entdecken den Zufall- Eigene Idee zu Zufallstechniken entwickeln

5. Gepusteter Zufall (s.u.) - Den Zufall gezielt zur Förderung der eigenen Fantasie einsetzen