Vorläufiger Aufbau der Unterrichtseinheit:
1. Doppelstunde
2. Doppelstunde
3. Doppelstunde
Ich habe lange überlegt, wie ich die Kinder auf die Spur von Yayoi Kusama bringen kann, ohne, dass sie ihre Bilder einfach nachmalen.
Die Idee, eine Traum-Geschichte zu erzählen, lag da nah.
Die Geschichte ist auch ein wenig angelehnt an ein Erlebnis, das Kusama in ihrer Kindheit hatte:
Sie sitzt in ihrer Küche und schaut lange Zeit auf eine rot-geblümte Tischdecke.
Sie schließt die Augen und als sie diese wieder öffnet, ist der ganze Raum bedeckt von diesem Muster.
Die Wände, der Teppich, die Fenster einfach alles.
Sie hat Angst sich in diesen Punkten aufzulösen, denn sie bedecken auch ihren Körper.
Dazu muss man wissen, dass Kusama seit frühester Kindheit an Halluzinationen litt.
Erst die Kunst macht es ihr möglich, ihre Ängste und halluzinativen Bilder zu kanalisieren und Ruhe zu finden.
In der Traumgeschichte geht es aber nur um einen wunderlichen Traum, indem die Welt über und über mit Punkten bedeckt ist und sich über den Himmel unendliche Netze ziehen.
Dinge oder Szenen aus diesem Traum bitte ich die Kinder zu malen:
Diese Doppelstunde findet am 23.3. 2021 statt.
Einen Tag nach Yayoi Kusamas 92 Geburtstag!
In dieser Doppelstunde erzähle ich den Kindern die Geschichte von einem Mädchen, das vor fast 100 Jahren in einer kleinen Stadt in Japan im Schatten der japanischen Alpen geboren wurde!
Meine Schüler*innen lieben Geschichten, aber so eine lange Geschichte, die über fast ein Jahrhundert geht, ist auch für ihre Konzentration eine Herausforderung.
Deshalb erzähle ich die biografische Geschichte von Yayoi Kusama anhand von Bilder (screenshots) von Lillian Gray, The story of Artist Yayoi Kusama.( s.u.)
Das Youtube Video dauert 28 Minuten und ist aber auf Englisch.
Ich habe den Text frei übersetzt und zeige lediglich einzelne Bilder aus diesem Video.
Trotzdem dauert die Geschichte, die ich den Kindern erzähle ca. 45 Minuten, denn immer wieder kommt es zu Fragen, die ich gerne beantworte!
Natürlich sind die Kinder sehr bewegt von der unglücklichen Kindheit, die Yayoi Kusama hatte.
Auch, dass sie immer noch in der Klinik lebt, irritiert die Kinder.
Wir müssen über vieles sprechen: Kinderrechte vor 100 Jahren, die Stellung der Frau in der Gesellschaft in den 70er Jahren und heute, und, und und.
Aber wir verlieren die Geschichte nie aus den Augen, die Kinder wollen unbedingt wissen, wie es weiter geht.
Lebt sie noch? Wo lebt sie? Wie geht es ihr ?
Am Ende begeistert Kusamas Kunst auch meine Schüler*innen, vor allem die Infinity-Räume mit den gepunkteten Kürbissen, den bunten Lampions oder den neonfarbenen, von innen beleuchteten Tentakelskulpturen.
Zum Schluss schreibe ich für alle den Namen der Künstlerin an die Tafel schreiben, den Namen des Museums und ab wann die Austellung , hoffentlich, geöffnet ist:
Yayoi Kusama zählt zu den bedeutendsten japanischen Künstler*innen der Gegenwart.
Vom 23. April bis 15. August 2021 widmet der Gropius Bau Kusama die erste umfassende Retrospektive in Deutschland.
Wenn ihr den Erzähltext zum Video oder eine Zusammenfassung ihrer Lebensgeschichte (ebenfalls zum Erzählen für die Schüler*innen gedacht) haben möchtet, meldet euch bei mir.
Ein großer Strauß mit Narzissen steht in einer Vase auf dem Tisch.
Jedes Kind erhält zwei Narzissen, mit einer aufgeblühlten und einer noch ein wenig geschlossenen Blüte.
Wir betrachten, befühlen und besprechen, wie die Blume aussieht. Die Form, die Farbe der Blüte, des Blütenkelches, der Staubgefäße und die Farbverläufe des Stiels, den Aufbau der Blume. Wie sehen die Blätter aus?
Was ist das für ein braunes Häutchen unterhalb der Blüte usw. .
Dann schauen wir uns die vorhandenen Ölfarben an.
Welche Farben eignen sich zum Malen der Narzisse? Gelb, orange, ein wenig Rot, hellgrün, dunkelgrün, braun und weiß, das sind die Farben, die wir brauchen.
Kann man die Farben auch Mischen? Ja, man kann!!!
Die Schüler*innen beginnen die Blüte in der oberen Hälfte des Blattes zu malen.
Ob Hochkant- oder Längsformat ist freigestellt, aber alle entscheiden sich für hochkant.
Auch dürfen die Kinder selber entscheiden, ob sie die Blume mit einer "Fantasie"-Vase oder ohne malen wollen.
Erlaubt ist, was gefällt, nur soll die besondere Form der Narzissen deutlich werden.
Nach dem Malen der Narzissen, der Vase oder dem Boden, wird der Hintergrund "grob",
d.h. nicht deckend mit einem längs gehaltenen Ölkreidestift ausgemalt.
Zum Schluss streiche ich mit breiten Pinsel die gewünschte Zauberfarbe über das Bild.
Dadurch bekommt das Bild eine Tiefe und einen Zusammenhalt.
Die Ölkreiden beginnen vor dem dunklen Hintergrund zu strahlen.
Wer meine Seite kennt, der weiß mittlerweile, dass ich in der 4. Klasse immer mit dem Farbenkreis und Der Wahren Geschichte von allen Farben von Eva Heller beginne.
Danach folgen wilde Farbexperimente der Kinder, bei denen sie erkunden, ob es denn wirklich stimmt, was in der Geschichte so alles erzählt wird. Was passiert , wenn ich die Komplementärfarben mische? Mische ich eine schöneres Violett mit Zinnoberrot oder mit Magenta?? Oft kamen die Kinder aus dem Staunen nicht mehr heraus, so schön waren die Farbverläufe bei der wilden Farbenschlacht. Doch ihre wunderschönen Malblätter fanden danach einfach keine würdige Verwendung. Irgendwann entdeckte ich im Netz diese kleinen Faltbücher und fand sie super geeignet, diesen Schatz zu hüten!
Aufbau der Einheit:
Das Aufklappen der Mini-Kunstbücher rief jedesmal laute Begeisterung hervor und die Kinder haben ihre Kunstbücher wie einen kleinen Schatz nach Hause getragen.
Ich kann mir noch viele verschiedene Einsätze dieser Mini-Kunstbücher vorstellen:
Musterbücher; Zeichenbücher; Bücher über einen bestimmten Künstler, mit Bildausschnitten und Texten versehen, wobei die Buchdeckel im Stil des Künstlers bemalt sind....
Da es einfach nicht möglich ist, die einzelnen Arbeitsschritte zu beschreiben, habe ich ein Video dazu gemacht!
Auch auf Bitte einiger Kinder, die zu Hause weitere Bücher anfertigen wollten. Dort hat das Falten dann leider doch nicht mehr so gut geklappt.
Hier also die Anleitung und viel Spaß beim Basteln!
Unten findet ihr Kopiervorlagen für die Dreiecke und Vierecke im Mini-Kunstbuch, sowie eine Materialliste.
Für all die, die nicht so eine aufwendige Farbenschlacht machen möchten, ihr könnt diese Vorlagen nach dem Ausdrucken direkt ausmalen oder mit Zeichnungen verzieren und auch Texte einfügen!
Aufbau der Unterrichtseinheit:
1. Doppelstunde und 2. Doppelstunde:
Gestaltung von Laminierbildern mit Transparentpapier und Fotopapier
3. Doppelstunde:
Betrachtung des Bildes Gelb, Rot, Blau von Wassily Kandinsky
Ablauf der Unterrichtseinheit:
Die Schüler*innen waren so motiviert, dass sie in der nächsten Doppelstunde weitere Bilder anfertigten, am Ende losgelöst von der eigentlichen Aufgabenstellung, aber voller Kreativität!
In der 3 Doppelstunde folgt eine Bildbetrachtung zu Kandinskys Gemälde: Gelb, Rot, Blau.
Ich habe diese Einheit auch in meinen JüL 1-3- Klassen durchgeführt. Wir haben kurz die verschiednen Formen , die es gibt, durchgesprochen und die Ergebnisse waren ähnlich!
Die Kinder können hier schon viel - und ganz zufällig- über Farbmischungen lernen und einen Kunstbilderpool kann man nicht früh genug durch die Betrachtung von Kunstwerken im Bildgedächnis der Kinder anlegen!
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BILDBETRACHTUNG:
Ich zeige den Kinder das Bild Gelb, Rot, Blau von Vassily Kandinsky.
In den ersten 2 Minuten betrachten die Kinder es stumm. Meldungen sind nicht erlaubt.
Dann bitte ich die Kinder etwas zu dem Bild zu sagen.
In fast allen Klassen wird dann das " Gesicht" links im Bild als erstes erwähnt. Das rot umrandete Auge, der Hinterkopf mit den 7 Haaren, die Nase und das Kinn. Eine Sonne wird im Bild entdeckt, der wirbelnde Schwanz eines Pferde, ein Leuchtturm, eine Fahne und , und ,und... (10 -15 Minuten)
Alle Bemerkungen zum Bild lasse ich kommentarlos stehen.
"Aber der Künstler hat ja kein Gesicht gemalt, aus was besteht es denn?" Den Kindern wird klar, dass sich das Bild überwiegend aus Formen und Linien zusammensetzt, wie bei unseren Fensterbildern. Hier wurden ebenfalls Rechtecke, Dreiecke und Kreise verwendet, die Farben überlappen sich, aber in diesem Bild mischen sie sich nicht richtig.
"Welche Farben hat der Künstler vorrangig verwendet?"
Das Gelb links ist sehr dominant, das Rot in der Mitte wird in einigen Klassen sogar als Kreuz erkannt und das Blau findet sich vor allem im Kreis und auf der Fläche. Je länger die Kinder das Bild betrachten, desto mehr meinen sie zu erkennen.
An einem Punkt unterbreche ich die Meldungen und erzähle den Kindern etwas aus Kandinskys Leben, seiner Kindheit
in Moskau, die frühe Scheidung seiner Eltern, die Liebe zu russischen und deutschen Märchen und seiner Sehnsucht nach etwas, was er zunächst nicht einordnen kann. Ich erzähle, dass er Jurist wird und sich sehr spät entschließt, Maler zu werden. Schlüsselerlebnis ist für ihn eine Ausstellung, in der er ein Bild von Monet: Der Heuhaufen sieht.
Sein Leben in München ist turbulent, denn seine Kunst ist zu modern und wird von vielen Menschen nicht verstanden. Das seine Bilder sogar in Ausstellungen bespuckt werden, empört die Kinder. Aber Kandinsky geht nun unbeirrbar seinen Weg als Maler und in seinen Bildern vollzieht sich ein unglaublicher Wandel: Der Gegenstand verschwindet aus seinen Bildern. Was zählt ist die Farbe und die Form nichts anderes.
An dieser Stelle zeige ich den Kindern weitere Bilder von Kandinsky:
Das bunte Leben (1907)/ Erinnerungen an seine russische Heimat, St. Georg (1914) / Die Geschichte von Georg, dem Drachentöter- die ich auch kurz erzähle , Improvisation Klamm (1914) / hier kann man noch einige Gegenstände erkennen, aber das Bild ist schon überwiegend abstrakt und schließlich Komposition 7 (1913)/ in diesem Bild ist der Gegenstand schon vollkommen verschwunden, bzw. unserer Fantasie überlassen. Farben und wilden Formen dominieren das Bild. Dies ist ein extremer Kontrast zu der Ordnung in Gelb, Rot Blau.
Ich frage die Kinder nach Titeln zu Gelb, Rot, Blau. Noch kennen sie den Originaltitel nicht. Oft werden hier auch die Farben genannt, da kann man dann einhaken! Ich erzähle den Kindern, dass sich Kandinsky nie zu der Bedeutung und zum Inhalt dieses Bildes geäußert hat. Für ihn war "lediglich" die Wirkung von Farbe und Form auf den Betrachter wichtig! Es haben sich aber viele Menschen Gedanken zu diesem wichtigen Bild gemacht und einige behaupten, in dem Bild sei Georg, der Drachentöter und der Drache versteckt! Und schon geht die Suche bei den Kindern los!
Georg ist in dem "Gesicht" schnell ausgemacht. Doch wo verbirgt sich der Drache? Dort oben, in der Mitte des Bildes, ist das die Lanze (mit den drei Fahnen) ? Und steckt diese vielleicht im Drachenrücken (Schmaler Streifen mit drei grauen Dreiecken) . Soll die gewellte schwarze Linie den Drachenschwanz darstellen?
Wir wissen es nicht, aber unsere Fantasie ist beflügelt.
Anm.: Das rote Kreuz könnte sogar das Georgskreuz sein, Symbol für den heiligen Georg und Märtyrer. Das Georgskreuz findet man auch in der England-Flagge. Der heilige Georg ist Englands Schutzpatron.
Die Kinder lieben solche Geschichten und so sind sie erstaunlich lang und sehr konzentriert bei der Sache.
Die 4. Klassen haben hier wirklich eine Doppelstunde geschafft, die JüL Klassen ( 1-3 gemischt) auch über eine Stunde Bildbetrachtung mit Geschichten.
Den Jülis gebe ich im Anschluss ausnahmsweise ein Bild zum Ausmalen von Georg, dem Drachentöter!
Diesiehe hier Klasse 1-3, 2020
Diese Stunden sind immer voller Kreativität. Und nach anfänglichem Zögern, werden die Kinder im Laufe der Stunde immer besser darin, Dinge in den Abklatschbildern zu sehen und sie mit dem Permanentstift zu entlocken!!!
Eine genaue Beschreibung findet ihr unter Zufallstechniken !
Anke Kremer
Kunstlehrerin
Stechlinsee-Grundschule
Rheingaustraße 7
12161 Berlin
ankekremer@gmx.de